Bevor wir -Christian und Nicola- in Myanmar angekommen waren, sind wir davon ausgegangen, dass die allermeisten Menschen Englisch sprechen können und dass sie dies in der Schule gelernt haben. Wir wurden eines Besseren belehrt. Mit Händen und Füßen und wenigen englischen Worten aber großer Hilfsbereitschaft seitens der Birmesen konnte man meist die wichtigsten Informationen austauschen – oftmals weil ein anderer mit mehr Englischkenntnissen geholt wurde. Laut Eric ist der Schulunterricht in Englisch zwar vorhanden, aber nicht gut, da die Lehrer selbst etwas unterrichten, was sie für Englisch halten, jedoch mangels Auslandserfahrungen und Kontakt zu englischsprachigen Menschen nie überprüfen oder verbessern können. Zusätzlich kostet die staatliche Schule Geld und kann daher nicht von allen Kindern besucht werden. Aufgefallen ist uns jedoch, dass Menschen die etwas Englisch sprechen oft Kontakt und Gespräche mit uns suchen und großes Interesse daran haben, ihre Kenntnisse zu verbessern. Andere sind anfangs schüchtern und trauen sich wohl nicht sofort etwas zu sagen, haben jedoch große Motivation zu lernen, wenn sich die Gelegenheit ergibt.
In Yenangyaung waren wir insgesamt knapp zwei Wochen im Gästehaus des Projekts und haben auf Vorschlag von Beda nach kurzem die Angestellten unterrichtet. Täglich um 2 Uhr trafen wir beide und teils zwei weitere Reisende uns mit 4-7 Angestellten in einem überdachten Bereich um einen Tisch zwischen Koch- und Waschstelle. Für eine Stunde stellten wir Fragen, besprachen Antwortmöglichkeiten, übten Vokabeln und erklärten Worte mit Händen, Füßen und mehr oder weniger erkennbaren Zeichnungen. Birmesischer Unterricht scheint nach dem Konzept Vorsprechen-Nachsprechen-Auswendig lernen aufgebaut zu sein.
Wir ermutigten die Angestellten nachzufragen, wenn etwas unklar war und eigene Themen vorzuschlagen. Nach und nach etablierte sich dieser Stil und wir führten Gespräche über Essen (in Myanmar und Deutschland), Einkaufen, Feste und viele andere Themen. Auch außerhalb des Unterrichts fingen die Angestellten an, ihr neues Wissen mit uns anzuwenden. Der regelmäßige Unterricht und die Gespräche waren auch für uns sehr wertvoll, wir konnten sympathische, freundliche Menschen etwas näher kennen lernen, mit ihnen gemeinsam lachen und es war von Tag zu Tag spürbar wie sich eine Verbindung aufbaute, die über ein reines Gast-Angestellten- oder Lehrer-Schüler-Verhältnis hinausgeht.
Außerdem hatten wir das große Vergnügen, einen Tag etwa 55 Kinder der Umgebung unterrichten zu dürfen. Fast wöchentlich haben die gesponserten, aber auch andere Kinder aus der Umgebung die Möglichkeit (kostenlos) für einen Tag in der Schule des Projekts Englisch zu lernen und mittags ein gutes Esssen zu bekommen. Sind englischsprachige Gäste im Gästehaus, übernehmen diese teils den Unterricht, ansonsten unterrichtet Zoe, Erics Nichte und Leiterin des Projekts, solange er nicht vor Ort ist. Auf jeden Fall haben die Kinder auf diese Weise Kontakt zu aktuellerem oder internationalerem Englisch als oftmals in der staatlichen Schule.
An einem Freitag war es soweit, mit einem Pick Up wurden mit drei Fahrten alle Kinder morgens abgeholt. Zwei weitere Frauen aus der Schweiz und den Niederlanden übernahmen mit mir den Unterricht. Christian war krank und konnte somit erst später hinzukommen und unterrichtete nicht. Mit allen Kindern wurden Lieder gesungen, danach die Gruppe in 5-11 und 12-18 mit großer Begeisterung dabei. Wir dachten bei dem Alter fangen wir mit einfachen Vokabeln an, sie konnten aber bereits eine erstaunliche Menge und konnten alles sofort buchstabieren. Ich konnte den Chor der Kinderstimmen nicht mal auf richtiges Buchstabieren überprüfen, sie waren einfach schneller als ich. Alle saßen eng geschart auf dem Boden um ihre Lehrerin und hatten sichtlich Spaß. Zwischendurch wurde Flüsterpost gespielt – ähnlich wie in Deutschland, das richtige Wort kam nur an, wenn am Anfang zu laut geflüstert wurde…
Mit den älteren Kindern und Jugendlichen wurden ebenfalls vermeintlich neue Vokabeln gelernt, die Altersspanne war jedoch so groß, dass kaum erkenntlich war ob die Worte bekannt sind oder die Pubertät die kindliche Begeisterung mancher raubte. Montagsmaler und Hangman wurde jedoch sehr gut angenommen. – Statt einem hängenden Mann haben wir jedoch ein Schiff gemalt und schon war das Boat-game erfunden.
Nach dem gemeinsamen Mittagessen (Mohinga, traditionelle Fisch-Nudel-Suppe und Leibgericht fast aller Birmesen) wurde noch in der gesamten Gruppe gebastelt, Geschichten erzählt (mit ständiger Übersetzung durch Zoe) und gespielt. Danach konnten sich die Kinder noch bei „Wer hat Angst vorm großen Monster“ austoben. Das für uns normale Kinderspiel war ihnen neu, kam aber gut an. Die letzte Stunde verbrachten wir mit Steintürme-bauen und birmesischen Spielen die wir nun lernen konnten. Die Kinder waren hochinteressiert an uns, suchten Nähe, brachten uns Blumen und versuchten in Kontakt zu treten. Obwohl sie teils eine gute Menge an Vokabeln beherrschen, waren ganze Sätze oder das Finden der richtigen Vokabel (gerade Adjektive und Verben: „hoher“ Turm, „werfen“, „fangen“,…) schwierig. Die meiste Verständigung lief über Zeigen, Vormachen und Darstellen ab. Das Umsetzen und Anwenden des Wissens braucht wohl noch mehr Möglichkeiten für Gespräche um zu üben.
Anzumerken war den Kindern, dass sie den Tag in der Schule genossen haben. Er war keine Pflicht zu der man jeden Tag muss, sondern eher eine Ehre, etwas Wertvolles und Besonderes das sie ausgekostet haben. Auch wenn wir die Lehrer waren, haben wir viel von den Kindern und auch den erwachsenen Angestellten gelernt. Sie haben uns zum Nachdenken gebracht.
Nicola Helmerichs, Weingarten
Burma Schirm Aktion
Mit dem Kauf eines Schirmes bekommen Sie nicht nur ein Unikat als Blickfang für Ihren Garten oder Terrasse, sondern können auch die Light of Love Private High School (LOL) in dieser schwierigen Zeit unterstützen.
Bevor wir -Christian und Nicola- in Myanmar angekommen waren, sind wir davon ausgegangen, dass die allermeisten Menschen Englisch sprechen können und dass sie dies in der Schule gelernt haben. Wir wurden eines Besseren belehrt. Mit Händen und Füßen und wenigen englischen Worten aber großer Hilfsbereitschaft seitens der Birmesen konnte man meist die wichtigsten Informationen austauschen – oftmals weil ein anderer mit mehr Englischkenntnissen geholt wurde. Laut Eric ist der Schulunterricht in Englisch zwar vorhanden, aber nicht gut, da die Lehrer selbst etwas unterrichten, was sie für Englisch halten, jedoch mangels Auslandserfahrungen und Kontakt zu englischsprachigen Menschen nie überprüfen oder verbessern können. Zusätzlich kostet die staatliche Schule Geld und kann daher nicht von allen Kindern besucht werden. Aufgefallen ist uns jedoch, dass Menschen die etwas Englisch sprechen oft Kontakt und Gespräche mit uns suchen und großes Interesse daran haben, ihre Kenntnisse zu verbessern. Andere sind anfangs schüchtern und trauen sich wohl nicht sofort etwas zu sagen, haben jedoch große Motivation zu lernen, wenn sich die Gelegenheit ergibt.
In Yenangyaung waren wir insgesamt knapp zwei Wochen im Gästehaus des Projekts und haben auf Vorschlag von Beda nach kurzem die Angestellten unterrichtet. Täglich um 2 Uhr trafen wir beide und teils zwei weitere Reisende uns mit 4-7 Angestellten in einem überdachten Bereich um einen Tisch zwischen Koch- und Waschstelle. Für eine Stunde stellten wir Fragen, besprachen Antwortmöglichkeiten, übten Vokabeln und erklärten Worte mit Händen, Füßen und mehr oder weniger erkennbaren Zeichnungen. Birmesischer Unterricht scheint nach dem Konzept Vorsprechen-Nachsprechen-Auswendig lernen aufgebaut zu sein.
Wir ermutigten die Angestellten nachzufragen, wenn etwas unklar war und eigene Themen vorzuschlagen. Nach und nach etablierte sich dieser Stil und wir führten Gespräche über Essen (in Myanmar und Deutschland), Einkaufen, Feste und viele andere Themen. Auch außerhalb des Unterrichts fingen die Angestellten an, ihr neues Wissen mit uns anzuwenden. Der regelmäßige Unterricht und die Gespräche waren auch für uns sehr wertvoll, wir konnten sympathische, freundliche Menschen etwas näher kennen lernen, mit ihnen gemeinsam lachen und es war von Tag zu Tag spürbar wie sich eine Verbindung aufbaute, die über ein reines Gast-Angestellten- oder Lehrer-Schüler-Verhältnis hinausgeht.
Außerdem hatten wir das große Vergnügen, einen Tag etwa 55 Kinder der Umgebung unterrichten zu dürfen. Fast wöchentlich haben die gesponserten, aber auch andere Kinder aus der Umgebung die Möglichkeit (kostenlos) für einen Tag in der Schule des Projekts Englisch zu lernen und mittags ein gutes Esssen zu bekommen. Sind englischsprachige Gäste im Gästehaus, übernehmen diese teils den Unterricht, ansonsten unterrichtet Zoe, Erics Nichte und Leiterin des Projekts, solange er nicht vor Ort ist. Auf jeden Fall haben die Kinder auf diese Weise Kontakt zu aktuellerem oder internationalerem Englisch als oftmals in der staatlichen Schule.
An einem Freitag war es soweit, mit einem Pick Up wurden mit drei Fahrten alle Kinder morgens abgeholt. Zwei weitere Frauen aus der Schweiz und den Niederlanden übernahmen mit mir den Unterricht. Christian war krank und konnte somit erst später hinzukommen und unterrichtete nicht. Mit allen Kindern wurden Lieder gesungen, danach die Gruppe in 5-11 und 12-18 mit großer Begeisterung dabei. Wir dachten bei dem Alter fangen wir mit einfachen Vokabeln an, sie konnten aber bereits eine erstaunliche Menge und konnten alles sofort buchstabieren. Ich konnte den Chor der Kinderstimmen nicht mal auf richtiges Buchstabieren überprüfen, sie waren einfach schneller als ich. Alle saßen eng geschart auf dem Boden um ihre Lehrerin und hatten sichtlich Spaß. Zwischendurch wurde Flüsterpost gespielt – ähnlich wie in Deutschland, das richtige Wort kam nur an, wenn am Anfang zu laut geflüstert wurde…
Mit den älteren Kindern und Jugendlichen wurden ebenfalls vermeintlich neue Vokabeln gelernt, die Altersspanne war jedoch so groß, dass kaum erkenntlich war ob die Worte bekannt sind oder die Pubertät die kindliche Begeisterung mancher raubte. Montagsmaler und Hangman wurde jedoch sehr gut angenommen. – Statt einem hängenden Mann haben wir jedoch ein Schiff gemalt und schon war das Boat-game erfunden.
Nach dem gemeinsamen Mittagessen (Mohinga, traditionelle Fisch-Nudel-Suppe und Leibgericht fast aller Birmesen) wurde noch in der gesamten Gruppe gebastelt, Geschichten erzählt (mit ständiger Übersetzung durch Zoe) und gespielt. Danach konnten sich die Kinder noch bei „Wer hat Angst vorm großen Monster“ austoben. Das für uns normale Kinderspiel war ihnen neu, kam aber gut an. Die letzte Stunde verbrachten wir mit Steintürme-bauen und birmesischen Spielen die wir nun lernen konnten. Die Kinder waren hochinteressiert an uns, suchten Nähe, brachten uns Blumen und versuchten in Kontakt zu treten. Obwohl sie teils eine gute Menge an Vokabeln beherrschen, waren ganze Sätze oder das Finden der richtigen Vokabel (gerade Adjektive und Verben: „hoher“ Turm, „werfen“, „fangen“,…) schwierig. Die meiste Verständigung lief über Zeigen, Vormachen und Darstellen ab. Das Umsetzen und Anwenden des Wissens braucht wohl noch mehr Möglichkeiten für Gespräche um zu üben.
Anzumerken war den Kindern, dass sie den Tag in der Schule genossen haben. Er war keine Pflicht zu der man jeden Tag muss, sondern eher eine Ehre, etwas Wertvolles und Besonderes das sie ausgekostet haben. Auch wenn wir die Lehrer waren, haben wir viel von den Kindern und auch den erwachsenen Angestellten gelernt. Sie haben uns zum Nachdenken gebracht.
Nicola Helmerichs, Weingarten