Im Hotel in Yangon werden meine Freundin Nicola und ich gefragt, wohin wir weiterreisen. Unsere Antwort -Yenangyaung- wird von der Angestellten mit einem fragenden Gesichtsausdruck und der Gegenfrage „warum?“ kommentiert. Wir begreifen, dass dieser Ort auf der bislang kleinen touristischen Landkarte Myanmars noch nicht existiert und freuen uns umso mehr darauf, Yenangyaung und das Projekt kennen zu lernen. Aus primär ökologischen Gründen hatten wir uns entschieden, per Bus durchs Land zu reisen. Eric und sein Sohn Lyon halfen uns sowohl im Vorfeld der Reise als auch vor Ort auf sehr fürsorgliche Weise. So buchten Sie uns auch den Bus von Yangon, der uns in einer nächtlichen Fahrt nach Yenangyaung brachte.
Im Bus sind wir die einzigen Europäer und spüren die neugierig auf uns gerichteten Blicke. Ab der ersten Pause nimmt sich der vor uns sitzende Mann unser an und sagt uns auf Englisch, wann wir weiterfahren und andere wichtige Details. An der Raststätte (ein größerer „tea room“) suchen wir Schilder und Karten nach englischer Schrift ab – ohne Erfolg. Da wir Vegetarier sind und bereits in anderen Ländern eine Spezialität darstellen, hatten wir uns von Eric diesen Umstand auf Burmesisch in unser Notizbuch schreiben lassen und bekamen schließlich eine Nudelsuppe mit Gemüse.
Solcherlei Aufschriebe halfen uns des Weiteren auch bei der Suche nach bestimmten Souvenirs. Der Bus selbst war sauber, klimatisiert und gut gefedert.
Dennoch sorgen die noch dürftig ausgebauten Straßen für ordentlich Bewegung. Für den schwachen Magen gibt es Plastiktüten, eine Flasche Wasser gegen den Durst, ein Desinfektionstuch für das Gefühl von Sauberkeit und ein Bordprogramm mit einer Mischung aus birmesischen Musikvideos und TV-Soaps zur Unterhaltung – insgesamt ein guter Service. Nach ca. neunstündiger Fahrt, mitten in der Nacht, kommen wir an der „Bus-Station“ von Yenangyaung an und werden von Shane, einem Neffen von Eric, mit dem Auto erwartet. Im Gästehaus „Lay thar gone“ (bedeutet „windiger Hügel“) hatten wir das günstigste Zimmer gebucht und sind überrascht, wie geräumig und schön das Zimmer ist. Erschöpft und selig schlafen wir bis zum frühen Mittag.
Kaum haben wir unser Zimmer verlassen, werden wir von der Angestellten Cherry (auf Englisch) gefragt, was wir gerne zum Frühstück hätten. Kurz darauf genießen wir Kaffee, Toast und Spiegelei auf der Terrasse mit herrlicher Aussicht auf den Ayeyarwaddy, der sich in der Regenzeit weit in die Uferregionen über Wiesen und Felder ausgedehnt hat, so dass wir uns fast an seinem Ufer befinden. Zunächst ein wenig erschrocken vom Anblick der Überflutung, verstehen wir bald, dass diese für die vielen Bauern in der Region unverzichtbare Grundlage für die Fruchtbarkeit ihres Landes ist.
Das Gästehaus bietet neben dem inkludierten Frühstück auf Vorbestellung auch ein birmesisches Mittag- und Abendessen, welches weitere Einblicke in die regionale Esskultur bietet. Besonders genossen wir die frischen Früchte wie Ananas, Banane oder Mango, die im Vergleich zu Deutschland so viel intensiver schmecken, dass wir Altbekanntes als völlig neu erfahren dürfen. Als Vegetarier haben wir in Myanmar keine Probleme, gibt es doch fast überall vor Ort frisch zubereitetes Gemüse und obligatorisch Reis dazu. Persönlich empfehlen kann ich Snakegoard, welches äußerlich an Gurken und geschmacklich an Bohnen erinnert. Neben der kulinarischen Verpflegung bietet das Gästehaus einen Internetzugang im Büro, um beispielsweise Emails abzurufen. Aufgrund gelegentlicher Stromausfälle oder vielleicht überlasteter Datenleitungen kann es allerdings eine Weile dauern, bis man Zugriff auf die gewünschten Informationen hat (der Email-Server von freenet.de hat sich als äußerst langsam erwiesen).
Weitere faszinierende Einblicke erhalten wir bei einem Spaziergang durch das unterhalb des Hügels liegende Dorf, in dem die Fischer und Farmer gemeinsam mit Ihrem Vieh auf recht engem Raum leben. Die Arbeit begleitet sie täglich von morgens bis abends, die heiße Mittagszeit ausgenommen. Und doch scheinen sie keineswegs überarbeitet wie viele Europäer, sondern gelassen und heiter. Nicht nur einmal werden wir beim Vorbeigehen von ihnen in ihr Haus und auf Tee und „Myanmar Chocolate“ vom „Dody-tree“ eingeladen. Auch wenn es zu keinen tieferen Gesprächen auf Englisch kommt, so sprechen ihre Blicke und Gesten eine eindeutige Sprache der Gastfreundschaft und Offenherzigkeit. Dabei besitzen die meisten Birmesen nicht mehr als ein Stück Land mit einer sehr spartanisch eingerichteten Hütte (wozu meist allerdings auch ein Fernseher zählt) und vielleicht ein Fahrrad oder kleines Motorrad. Und doch – oder gerade deswegen – wurde uns mehrfach berichtet, dass die Menschen zufrieden – oder mit sich im Frieden – seien und die Gemeinschaft der Familie und Freunde sehr wertschätzten.
Unsere Ausflüge in die Stadt (ca. 20 Minuten Fußweg) sind für uns wohl ebenso aufregend wie für die Einheimischen, sehen sie Europäer doch nicht alle Tage auf der Straße. Ihre Neugier und Offenheit gepaart mit unserem „Mingalaba“ (ein segenvoller Gruß) bringen fast ausnahmslos ein ebensolches „Mingalabar“ sowie ein offenes, authentisches Lächeln hervor. Mit unserer birmesischen Einkaufsliste gerüstet finden wir mit der Unterstützung der Einwohner fast alles, auch wenn wir zunächst durch die halbe Innenstadt geführt werden. In der Stadt ist fast alles, einschließlich gängiger oder auch pflanzlicher Medikamente, zu bekommen. Der Markt ist allerdings auch ohne spezielle Wünsche einen Ausflug wert, spricht er unsere Sinne auf ungewohnte und so vielfältige Weise an. Immer wieder entdecken wir Neues, was wir nicht selten auch probieren dürfen. Für den Rückweg setzen wir uns meist mit den Einheimischen auf ein „Tuck-tuck“ (ein dreirädriges Taxi-Gefährt), das uns für einen geringen Geldbetrag einen Teil des Weges mitnimmt.
Als Überbringer von Briefen der deutschen Sponsoren haben wir auch Gelegenheit, mit Zoe (Erics Nichte und äußerst kompetente Assistentin vor Ort) die unterstützten Kinder des Dorfes zu besuchen. Unsere Begleitung erregt nicht selten großes Aufsehen bei den Familien. Die Übergabe und das Öffnen der Briefe, die auch immer wieder kleine Geschenke enthalten, wird nahezu feierlich zelebriert, indem die ganze Familie um uns versammelt und gespannt gewartet wird, was der Unterstützer aus dem fernen Europa mitteilt. Teils müssen die Briefe von Zoe bzw. zunächst von uns vom Deutschen ins Englische und dann ins Birmesische übersetzt werden. Als Beigaben besonders begehrt scheinen Holz-Buntstifte, Notizblöcke, Schreibpapier und natürlich auch Süßigkeiten zu sein. Geld-Geschenke ohne vorherige Ankündigung erweisen sich als schwierig, da diese zum Gebrauch noch in die nationale Währung Kyat eingetauscht werden müssen, was dann leider erst nach dem Besuch erfolgen kann. Mit eigenen Augen können wir sehen, wie das Geld der Sponsoren für die Familien eingesetzt wird: Die Kinder sind anständig gekleidet, haben Schulmaterial und -uniform und ihre Hütten befinden sich in einem wohnlichen Zustand. Innerhalb von 3 Wochen können wir beobachten, wie eine Hütte repariert wird – ein bemerkenswerter Fortschritt in so kurzer Zeit, der uns zeigt, wie unmittelbar die Spendengelder für die Waisenkinder eingesetzt werden. Bei unseren Besuchen gesellen sich teils Nachbarn dazu und beäugen neugierig das Geschehen. Doch statt Neid zeigen sie Teilnahme und freuen sich mit den unterstützten Familien – für uns Europäer nur schwer nachvollziehbar. Doch auch auf mehrmaliges Nachfragen bestätigt uns Zoe, dass diese Haltung die übliche sei.
Neben unseren vielfältigen positiven Eindrücken möchten wir auch ein paar Umstände nennen, die wir kritisch betrachten. Augenscheinlich gibt es in Myanmar noch ein mangelndes Bewusstsein für die Entstehung und angemessene Entsorgung von Plastik-Müll, der daher meist auf der Straße „entsorgt“ wird. So fanden wir immer wieder Müllansammlungen entlang unseres Weges. Insbesondere Plastiktüten werden beim Einkauf allzu reichlich verwendet und als Mülltüte nicht selten aus fahrenden Bussen geschmissen.
Dass Kunststoffe von der Umwelt nicht abgebaut werden, scheint nicht bekannt und bedarf daher der Aufklärung. Zoe geht deshalb wöchentlich mit den anderen Angestellten des Gästehauses durch den Ort und sammelt herumliegende Plastiktüten auf. Wir taten das Unsere dazu, indem wir möglichst auf Plastiktüten beim Einkauf verzichteten, sie mehrmals verwendeten oder auch samt anderem Müll, den wir selbst produziert hatten, mit nachhause nahmen. Daher möchten wir persönlich von Geschenken aus Plastik abraten und befürworten stattdessen das Mitsenden von Dingen aus natürlich abbaubaren Materialien wie z. B. Papier oder Holz.
Andererseits waren wir immer wieder überrascht, was sich aus für uns nutzlosen, alten Gegenständen – sprich Müll – noch herstellen lässt: Aus Kanistern werden Eimer, aus Kunststoffsäcken wird Garn, aus Plastikflaschen werden Lampenschirme… Daneben werden Naturmaterialien wie Bambus für so viele Gegenstände des Alltags verwendet: Hüttenwände und -dächer, Teppichmatten, Behältnisse aller Art, Fächer und sogar Bälle. Ist dieser Umstand wohl aus der Not entstanden, hat er uns doch inspiriert und lässt uns in der „modernen“ westlichen konsumorientierten Welt nachdenklich werden.
Christian B. Rahe, Meckenbeuren
Burma Schirm Aktion
Mit dem Kauf eines Schirmes bekommen Sie nicht nur ein Unikat als Blickfang für Ihren Garten oder Terrasse, sondern können auch die Light of Love Private High School (LOL) in dieser schwierigen Zeit unterstützen.
Im Hotel in Yangon werden meine Freundin Nicola und ich gefragt, wohin wir weiterreisen. Unsere Antwort -Yenangyaung- wird von der Angestellten mit einem fragenden Gesichtsausdruck und der Gegenfrage „warum?“ kommentiert. Wir begreifen, dass dieser Ort auf der bislang kleinen touristischen Landkarte Myanmars noch nicht existiert und freuen uns umso mehr darauf, Yenangyaung und das Projekt kennen zu lernen. Aus primär ökologischen Gründen hatten wir uns entschieden, per Bus durchs Land zu reisen. Eric und sein Sohn Lyon halfen uns sowohl im Vorfeld der Reise als auch vor Ort auf sehr fürsorgliche Weise. So buchten Sie uns auch den Bus von Yangon, der uns in einer nächtlichen Fahrt nach Yenangyaung brachte.
Im Bus sind wir die einzigen Europäer und spüren die neugierig auf uns gerichteten Blicke. Ab der ersten Pause nimmt sich der vor uns sitzende Mann unser an und sagt uns auf Englisch, wann wir weiterfahren und andere wichtige Details. An der Raststätte (ein größerer „tea room“) suchen wir Schilder und Karten nach englischer Schrift ab – ohne Erfolg. Da wir Vegetarier sind und bereits in anderen Ländern eine Spezialität darstellen, hatten wir uns von Eric diesen Umstand auf Burmesisch in unser Notizbuch schreiben lassen und bekamen schließlich eine Nudelsuppe mit Gemüse.
Solcherlei Aufschriebe halfen uns des Weiteren auch bei der Suche nach bestimmten Souvenirs. Der Bus selbst war sauber, klimatisiert und gut gefedert.
Dennoch sorgen die noch dürftig ausgebauten Straßen für ordentlich Bewegung. Für den schwachen Magen gibt es Plastiktüten, eine Flasche Wasser gegen den Durst, ein Desinfektionstuch für das Gefühl von Sauberkeit und ein Bordprogramm mit einer Mischung aus birmesischen Musikvideos und TV-Soaps zur Unterhaltung – insgesamt ein guter Service. Nach ca. neunstündiger Fahrt, mitten in der Nacht, kommen wir an der „Bus-Station“ von Yenangyaung an und werden von Shane, einem Neffen von Eric, mit dem Auto erwartet. Im Gästehaus „Lay thar gone“ (bedeutet „windiger Hügel“) hatten wir das günstigste Zimmer gebucht und sind überrascht, wie geräumig und schön das Zimmer ist. Erschöpft und selig schlafen wir bis zum frühen Mittag.
Kaum haben wir unser Zimmer verlassen, werden wir von der Angestellten Cherry (auf Englisch) gefragt, was wir gerne zum Frühstück hätten. Kurz darauf genießen wir Kaffee, Toast und Spiegelei auf der Terrasse mit herrlicher Aussicht auf den Ayeyarwaddy, der sich in der Regenzeit weit in die Uferregionen über Wiesen und Felder ausgedehnt hat, so dass wir uns fast an seinem Ufer befinden. Zunächst ein wenig erschrocken vom Anblick der Überflutung, verstehen wir bald, dass diese für die vielen Bauern in der Region unverzichtbare Grundlage für die Fruchtbarkeit ihres Landes ist.
Das Gästehaus bietet neben dem inkludierten Frühstück auf Vorbestellung auch ein birmesisches Mittag- und Abendessen, welches weitere Einblicke in die regionale Esskultur bietet. Besonders genossen wir die frischen Früchte wie Ananas, Banane oder Mango, die im Vergleich zu Deutschland so viel intensiver schmecken, dass wir Altbekanntes als völlig neu erfahren dürfen. Als Vegetarier haben wir in Myanmar keine Probleme, gibt es doch fast überall vor Ort frisch zubereitetes Gemüse und obligatorisch Reis dazu. Persönlich empfehlen kann ich Snakegoard, welches äußerlich an Gurken und geschmacklich an Bohnen erinnert. Neben der kulinarischen Verpflegung bietet das Gästehaus einen Internetzugang im Büro, um beispielsweise Emails abzurufen. Aufgrund gelegentlicher Stromausfälle oder vielleicht überlasteter Datenleitungen kann es allerdings eine Weile dauern, bis man Zugriff auf die gewünschten Informationen hat (der Email-Server von freenet.de hat sich als äußerst langsam erwiesen).
Weitere faszinierende Einblicke erhalten wir bei einem Spaziergang durch das unterhalb des Hügels liegende Dorf, in dem die Fischer und Farmer gemeinsam mit Ihrem Vieh auf recht engem Raum leben. Die Arbeit begleitet sie täglich von morgens bis abends, die heiße Mittagszeit ausgenommen. Und doch scheinen sie keineswegs überarbeitet wie viele Europäer, sondern gelassen und heiter. Nicht nur einmal werden wir beim Vorbeigehen von ihnen in ihr Haus und auf Tee und „Myanmar Chocolate“ vom „Dody-tree“ eingeladen. Auch wenn es zu keinen tieferen Gesprächen auf Englisch kommt, so sprechen ihre Blicke und Gesten eine eindeutige Sprache der Gastfreundschaft und Offenherzigkeit. Dabei besitzen die meisten Birmesen nicht mehr als ein Stück Land mit einer sehr spartanisch eingerichteten Hütte (wozu meist allerdings auch ein Fernseher zählt) und vielleicht ein Fahrrad oder kleines Motorrad. Und doch – oder gerade deswegen – wurde uns mehrfach berichtet, dass die Menschen zufrieden – oder mit sich im Frieden – seien und die Gemeinschaft der Familie und Freunde sehr wertschätzten.
Unsere Ausflüge in die Stadt (ca. 20 Minuten Fußweg) sind für uns wohl ebenso aufregend wie für die Einheimischen, sehen sie Europäer doch nicht alle Tage auf der Straße. Ihre Neugier und Offenheit gepaart mit unserem „Mingalaba“ (ein segenvoller Gruß) bringen fast ausnahmslos ein ebensolches „Mingalabar“ sowie ein offenes, authentisches Lächeln hervor. Mit unserer birmesischen Einkaufsliste gerüstet finden wir mit der Unterstützung der Einwohner fast alles, auch wenn wir zunächst durch die halbe Innenstadt geführt werden. In der Stadt ist fast alles, einschließlich gängiger oder auch pflanzlicher Medikamente, zu bekommen. Der Markt ist allerdings auch ohne spezielle Wünsche einen Ausflug wert, spricht er unsere Sinne auf ungewohnte und so vielfältige Weise an. Immer wieder entdecken wir Neues, was wir nicht selten auch probieren dürfen. Für den Rückweg setzen wir uns meist mit den Einheimischen auf ein „Tuck-tuck“ (ein dreirädriges Taxi-Gefährt), das uns für einen geringen Geldbetrag einen Teil des Weges mitnimmt.
Als Überbringer von Briefen der deutschen Sponsoren haben wir auch Gelegenheit, mit Zoe (Erics Nichte und äußerst kompetente Assistentin vor Ort) die unterstützten Kinder des Dorfes zu besuchen. Unsere Begleitung erregt nicht selten großes Aufsehen bei den Familien. Die Übergabe und das Öffnen der Briefe, die auch immer wieder kleine Geschenke enthalten, wird nahezu feierlich zelebriert, indem die ganze Familie um uns versammelt und gespannt gewartet wird, was der Unterstützer aus dem fernen Europa mitteilt. Teils müssen die Briefe von Zoe bzw. zunächst von uns vom Deutschen ins Englische und dann ins Birmesische übersetzt werden. Als Beigaben besonders begehrt scheinen Holz-Buntstifte, Notizblöcke, Schreibpapier und natürlich auch Süßigkeiten zu sein. Geld-Geschenke ohne vorherige Ankündigung erweisen sich als schwierig, da diese zum Gebrauch noch in die nationale Währung Kyat eingetauscht werden müssen, was dann leider erst nach dem Besuch erfolgen kann. Mit eigenen Augen können wir sehen, wie das Geld der Sponsoren für die Familien eingesetzt wird: Die Kinder sind anständig gekleidet, haben Schulmaterial und -uniform und ihre Hütten befinden sich in einem wohnlichen Zustand. Innerhalb von 3 Wochen können wir beobachten, wie eine Hütte repariert wird – ein bemerkenswerter Fortschritt in so kurzer Zeit, der uns zeigt, wie unmittelbar die Spendengelder für die Waisenkinder eingesetzt werden. Bei unseren Besuchen gesellen sich teils Nachbarn dazu und beäugen neugierig das Geschehen. Doch statt Neid zeigen sie Teilnahme und freuen sich mit den unterstützten Familien – für uns Europäer nur schwer nachvollziehbar. Doch auch auf mehrmaliges Nachfragen bestätigt uns Zoe, dass diese Haltung die übliche sei.
Neben unseren vielfältigen positiven Eindrücken möchten wir auch ein paar Umstände nennen, die wir kritisch betrachten. Augenscheinlich gibt es in Myanmar noch ein mangelndes Bewusstsein für die Entstehung und angemessene Entsorgung von Plastik-Müll, der daher meist auf der Straße „entsorgt“ wird. So fanden wir immer wieder Müllansammlungen entlang unseres Weges. Insbesondere Plastiktüten werden beim Einkauf allzu reichlich verwendet und als Mülltüte nicht selten aus fahrenden Bussen geschmissen.
Dass Kunststoffe von der Umwelt nicht abgebaut werden, scheint nicht bekannt und bedarf daher der Aufklärung. Zoe geht deshalb wöchentlich mit den anderen Angestellten des Gästehauses durch den Ort und sammelt herumliegende Plastiktüten auf. Wir taten das Unsere dazu, indem wir möglichst auf Plastiktüten beim Einkauf verzichteten, sie mehrmals verwendeten oder auch samt anderem Müll, den wir selbst produziert hatten, mit nachhause nahmen. Daher möchten wir persönlich von Geschenken aus Plastik abraten und befürworten stattdessen das Mitsenden von Dingen aus natürlich abbaubaren Materialien wie z. B. Papier oder Holz.
Andererseits waren wir immer wieder überrascht, was sich aus für uns nutzlosen, alten Gegenständen – sprich Müll – noch herstellen lässt: Aus Kanistern werden Eimer, aus Kunststoffsäcken wird Garn, aus Plastikflaschen werden Lampenschirme… Daneben werden Naturmaterialien wie Bambus für so viele Gegenstände des Alltags verwendet: Hüttenwände und -dächer, Teppichmatten, Behältnisse aller Art, Fächer und sogar Bälle. Ist dieser Umstand wohl aus der Not entstanden, hat er uns doch inspiriert und lässt uns in der „modernen“ westlichen konsumorientierten Welt nachdenklich werden.
Christian B. Rahe, Meckenbeuren